Do, 10. April, 20 Uhr, Versöhnungskirche
Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit Hanns Dieter Hüsch, gerade jetzt sehr intensiv, wo doch sein 100. Geburtstag am 6. Mai vor uns liegt. Da werde ich dem großen Meister, so groß, dass er mit den Füßen auf der Erde und mit dem Kopf im Himmel ist beim lieben Gott, wenn der nicht gerade seiner Schwester in Dinslaken in der Wäscherei hilft, ach wo ist denn jetzt der rote Faden hin, ach ja, also dem großen Meister die Ehre erweisen und ihm, seinen Texten und seiner Friedfertigkeit, seiner in heutigen Zeiten geradezu penetrant wirkenden Friedfertigkeit, jawohl, da werden Sie mir recht geben, der kann ja gar nicht aufhören, immerzu von Friedfertigkeit und Versöhnung zu erzählen, dabei mahnt er doch immer, also, wie das zusammengeht, da schwirrt einem ja der Kopf, also dem großartigen Hanns Dieter Hüsch einen ganzen Abend widmen, bewaffnet, nein, nicht bewaffnet – Gott bewahre, ausgestattet ist ein gutes Wort, ausgestattet mit einer Philicorda, einem Mikrophon und etlichen seiner Texte, deren Auswahl mir noch einiges an Kopfzerbrechen – aber das soll ja nicht das Problem der Lesenden sein.
Sie merken es schon, ich beschäftige mich seit geraumer Zeit intensiv, sehr intensiv, möchte ich sagen, mit Hanns Dieter Hüsch und seinen unglaublich schillernden Assoziationsketten, oder Kettenassoziationen – nennen Sie es, wie Sie wollen…
Angesichts der jüngeren Ereignisse in der Weltgeschichte, wo der Imperialismus um sich greift, die Zeitenwende längst vollzigen und Waffenlieferungen schon längst selbstverständlich sind für alle – von ein paar wenigen unverbesserlichen Pazifisten abgesehen – da erscheint Hüschs ungebrochener Wille zur Versöhnung vöölig aus der Zeit gefallen zu sein. Und doch: Er bewegt mich immer noch! Und genau diese Grundhaltung – allen Waffenlieferungen zum Trotz – ist es, die wir immer wieder neu üben, wachrufen müssen, im Kleinen, im Großen, damit der Himmel die Erde berühren kann – nicht nur in Dinslaken.
Ich jedenfalls freue mich schon jetzt auf den Abend…
