eg 369: Wer nur den lieben Gott lässt walten
Als der Wunsch nach diesem Lied an mich herangetragen wurde, war ich zunächst etwas zwiegespalten: Die Melodie ist wunderschön und bietet einiges an musikalischen Möglichkeiten. Auf vielen Beerdigungen ist das Lied gesungen worden – aber was sagt es den Singenden? Hört auf zu trauern, seid lieber fröhlich? Und als selbstbestimmter Mensch des 21. Jahrhunderts das Walten aus der Hand zu geben ist auch nicht gerade das, was man sich allgemein auf die Agenda schreibt.
Ich habe mir daraufhin den Text gründlich zu Gemüte geführt – er steht unten. Herzliche Einladung, es selber auch einmal zu tun, auch wenn die Sprache von 1641 manchmal ziemlich sperrig ist – es lohnt sich, der Text ist wunderbar und hat uns auch in diesen Zeiten der Corona-Pandemie einiges zu sagen.
Ich habe alle sieben Strophen vertont, jede in einem eigenen musikalischen Gewand, zugegeben – teilweise etwas exzentrisch. Den 3/4-Takt habe ich beibehalten, obwohl ich sonst gerne die isometrische Fassung im 4/4-Takt spiele. Das Vorspiel kommt leicht lateinamerikanisch daher, unbeschwert, fast etwas naiv. Die zugrundeliegenden Harmonien, eine Quintfallsequenz, sind unseren Ohren genauso grundvertraut wie die Harmonien des irischen Segens von Markus Pytlik. Alleine – zur Melodie des Liedes wollen sie freiwillig nicht passen, den Singenden erwartet mancher Fallstrick. Gut wird es erst, wenn die Begleitung ein Stück auf die Melodie zukommt – so wie unser Leben erst dann wirklich gut wird, wenn Gott auf den Menschen zukommt, der sich auf ihn ein- und verlässt.
Weitere Lieder zum Zuhören und Mitsingen
1. Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
2. Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
3. Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unser's Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt; Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.
4. Er kennt die rechten Freudenstunden, er weiß wohl, wann es nützlich sei; wenn er uns nur hat treu erfunden und merket keine Heuchelei, so kommt Gott, eh wir's uns versehn, und lässet uns viel Guts geschehn.
5. Denk nicht in deiner Drangsalshitze, dass du von Gott verlassen seist und dass ihm der im Schoße sitze, der sich mit stetem Glücke speist. Die Folgezeit verändert viel und setzet jeglichem sein Ziel.
6. Es sind ja Gott sehr leichte Sachen und ist dem Höchsten alles gleich: Den Reichen klein und arm zu machen, den Armen aber groß und reich. Gott ist der rechte Wundermann, der bald erhöhn, bald stürzen kann.
7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu; denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.